Bitte nicht weitersagen, sonst stimmt es nicht: Ich glaube, ich habe die Heide-Riesen gerettet. Aus südlicher Richtung wieder eingeschmuggelt, sozusagen. Das soll mir mal eine nachmachen: Riesen im Handgepäck.
Aber ich wollte ja nicht prahlen. Sonst stimmt es zur Strafe nicht.
Das Wort Emergenz ist übrigens geklaut. Es befand sich nicht in meinem Wortschatz, sondern in der großzügigen, bis an den Horizont reichenden und wunderschönen (Heide?-)Landschaft meiner Wissenslücken (ebenso wie Abplaggen, Geschenk von Hella Annecke). Und im Kommentar von Ralf Thees zu meinem Rückblick auf die zweite Soltauer Woche, in dem ich ziemlich bang vom Chaos meiner Textbaustelle berichtete. Hier noch einmal die beruhigenden Worte aus der fernen mainfränkischen Heimat:
„Chaos ist nur verborgene Ordnung. Tauche also ein in das Chaos, schwimme umher, plansche darin, mach Blubberblasen und warte auf die Muster, die an die Oberfläche steigen – auf das Wunder der Emergenz.“ (Ralf Thees)
Ich tauchte also – und siehe da: Riesen, Wacholderbeergeschmack, Abplaggen und ein Kind von irgendwo aus dem Süden verbanden sich zu etwas, das man – nun ja, eine Geschichte nennen könnte? Aber bitte, bitte nicht weitersagen, sonst fliegt mir alles wieder auseinander! Emergenz rückwärts, zur Strafe.
Wenn ich nicht gerade tauchte, war ich unterwegs – in Lüneburg zum Beispiel, wohin mich Ulrike Bartnik mitnahm. Dort haben wir eine schöne Tee-Kaffee-Stunde zelebriert. Außerdem gibt es dort einen fantastischen Wasserturm mit fantastisch bizarr beleuchteter Inneneinrichtung. Man muss aber nicht in den Wasserturm steigen, um Lüneburg schön zu finden. Geheimtipp, exklusiv, nur auf dieser Seite: Lüneburg!
Da muss ich unbedingt mal wieder hin. Ich muss sowieso wiederkommen. Hier schwebt nämlich schon ein wenig Abschiedswehmut über allem, obwohl ich doch fast noch eine ganze Woche vor mir habe. Aber ich weiß ja von den vorigen, wie schnell die Zeit vergeht.
An einem herrlichen Frostmorgen bin ich nach Frielingen geradelt, wo ich bei Sabine Precht zum Frühstück eingeladen war. Das war wunderbar und der Weg dorthin so frostig verzaubert, dass es beinahe sein könnte, ich fange auf meine alten Tage noch mit Lyrik an.
Und mit Gertraud Grefe habe ich mich noch einmal getroffen, die mir noch etwas mehr von ihren Soltauer Erinnerungen und Eindrücken erzählte und meine Fragen zu dies und jenem beantwortete, mir am Schluss sogar noch den schönen Wacholderpark zeigte.
Jetzt steht die Vorbereitung der Lesung am Dienstag an, die so unabgesichert sein wird wie noch keine: eine Lesung mitten aus der Textwerkstatt. Der nächste Tauchgang also – und abermals Hoffen: auf das Soltauer Wunder.